Geheimnisse der Massenbeeinflussung

Heute wollen wir uns einmal einer solchen wichtigen Erscheinung zuwenden, wie der Massenmanipulation des Bewußtseins durch die Medien. Ich denke, viele werden mir zustimmen, daß heute (wie im übrigen auch zu allen Zeiten) die Meinungsbeeinflussung der Bevölkerung ein vorrangiges Ziel jedes beliebigen Staates ist. Betrachten wir einmal die bekanntesten und wirksamsten Methoden, mit deren Hilfe die Massenmedien mit Leichtigkeit das Bewußtsein der Bevölkerung manipulieren können, und damit gewisse „Neuerungen“ zur täglichen Gewohnheit werden lassen. Es wäre wünschenswert, daß jeder darüber Bescheid weiß…

Fangen wir also an:
Voraussetzung für eine erfolgreiche Manipulation besteht darin, daß die Mehrheit der Bürger in überwiegendem Maße weder ihren Geist, ihren Verstand, noch ihre Zeit dafür aufwenden, um die Mitteilungen der Massenmedien anzuzweifeln. Jede Manipulation des Bewußtseins beruht auf Wechselwirkung. Der Mensch kann nur dann Opfer einer Manipulation werden, wenn er selbst als Co-Autor, als Mitwirkender in Erscheinung tritt. Manipulation ist keine Gewaltanwendung, sondern eine Verführung.

Zehn Methoden der Manipulation des Bewußtseins (nach Noam Chomsky)
Der amerikanische Sprachwissenschaftler, politische Publizist und Theoretiker, der Psychologe und Professor für Sprachwissenschaft am Technologischen Institut Massachusetts, Noam Chomsky, formulierte 10 Methoden der Manipulation des Bewußtseins durch die Massenmedien. Hier sind sie:

1. Die Aufmerksamkeit ablenken
Ein Hauptelement der Massenbeeinflussung ist die Ablenkung der Aufmerksamkeit der Menschen von wichtigen Problemen und von den Festlegungen, die durch die politisch und ökonomisch herrschenden Kreise getroffen wurden, indem der Informationsraum ständig mit unwesentlichen Mitteilungen übersättigt wird. Die Methode der Ablenkung der Aufmerksamkeit ist um so bedeutsamer, als man es dem Bürger damit nicht ermöglicht, an wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Psychologie, der Neurobiologie oder Kybernetik zu gelangen. „Die Aufmerksamkeit der Bürger wird ständig von den gegenwärtigen sozialen Problemen abgelenkt und auf Themen umgeschaltet, die keine reale Bedeutung haben. Man ist bestrebt, daß die Bürger stets beschäftigt sind und ihnen keine Zeit zum Nachdenken mehr übrigbleibt: „vom Feld in den Stall“, wie alle übrigen Tiere auch. (Zitat aus dem Buch „Die geheimen Waffen für ruhige Kriege“)

2. Probleme schaffen und dann dafür Lösungsvorschläge anbieten
Die vorliegende Methode heißt auch: „Problem – Reaktion – Lösung“. Man schafft ein Problem, eine bestimmte „Situation“, die darauf berechnet ist, eine bestimmte Reaktion unter der Bevölkerung hervorzurufen, damit sie selbst nach Maßnahmen verlangt, die für die führenden Kreise ohnehin erforderlich sind. Zum Beispiel: Man läßt in den Städten eine Gewaltspirale oder blutige Terrorakte zu, damit die Bürger selbst Gesetze fordern zur Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen und für eine Politik, die die bürgerlichen Freiheiten weiter einschränkt. Oder: man provoziert eine Wirtschaftskrise, um eine radikale Beschneidung der Grundrechte und eine weitere Demontage der sozialen Leistungen zu rechtfertigen.

3. Die schrittweisen Einführung von Maßnahmen
Um irgendwelche unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen, reicht es aus, sie allmählich, von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr mehr einzuführen. Auf diese Weise wurden gerade erst in 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts grundsätzlich neue sozial-ökonomischen Bedingungen (der Neoliberalismus) durchgesetzt: die Hinführung zu Minimalfunktionen des Staates, zu Privatisierung, zu Unsicherheit und Instabilität, zu Massenarbeitslosigkeit, zu einem Lohn, der nicht einmal ein würdiges Leben gewährleistet. Wenn alles gleichzeitig geschehen wäre, so hätte das sicher zu einer Revolution geführt.

4. Das Aufschieben der Umsetzung
Eine andere Methode, um unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen, besteht darin, sie als „nützlich und notwendig“ vorzustellen, um damit das Einverständnis der Bürger anzustreben, sie zu gegebener Zeit in der Zukunft verwirklichen zu können. Es ist viel einfacher, irgendwelchen Opfern in der Zukunft zuzustimmen, als in der Gegenwart. Erstens, weil es nicht sofort geschehen wird. Und zweitens, weil das Volk in der Masse immer geneigt ist, naive Hoffnungen zu hegen, daß „sich morgen alles zum Besseren ändern wird“, und daß gelingen wird, jene Opfer zu vermeiden, die man von ihm verlangt. Das gewährt den Bürgern mehr Zeit, sich an den Gedanken der Veränderungen zu gewöhnen und sie resignierend zu akzeptieren, wenn die Zeit herangekommen ist.

5. Das Volk so behandeln, wie man kleine Kinder behandelt
Meist werden bei propagandistischen Aktionen, die auf ein breites Publikum berechnet sind, solche Argumente, Personnagen, Begriffe und Betonungen verwendet, wie man sie benutzt, wenn es sich um entwicklungsgehemmte Kinder im Schulalter handelt oder um geistig minderbemittelte Individuen. Je sich jemand bemüht, seine Zuhörer zu täuschen, in desto höherem Grad ist er bemüht, infantile Redewendungen zu verwenden. Warum? „Wenn sich jemand an einen Menschen wendet, so als ob dieser 12 Jahre oder jünger sei, so wird infolge der Suggestibilität, als Antwort oder Reaktion bei diesem Menschen, mit einem bestimmten Grad von Wahrscheinlichkeit, auch eine kritische Einschätzung darüber fehlen, wie das auch für Kinder im Alter von 12 Jahren oder weniger charakteristisch ist.“

6. Auf Emotionen größeren Nachdruck legen als auf Überlegungen
Die Einwirkung auf die Emotionen ist die klassische Methode, um die Fähigkeit der Menschen zur rationalen Analyse, und um im Endeffekt überhaupt die Fähigkeit eines kritischen Verständnisses auszuschalten. Andererseits ermöglicht es die Verwendung des emotionalen Faktors auch, im Unterbewußtsein eine Tür zu öffnen, durch die man Gedanken, Wünsche, Ängste, Befürchtungen, Zwänge oder feste Verhaltensmuster dorthin einschleusen kann…

7. Die Menschen in Unwissenheit halten und Mittelmäßigkeit pflegen
Es wird angestrebt, daß die Menschen unfähig werden, die Verfahrensweisen und Methoden zu verstehen, die angewendet werden, um sie besser beherrschbar zu machen und bereit, sich dem Willen unterzuordnen. Die Bildung, die der gesellschaftlichen Unterschicht angeboten wird, soll so einfach wie möglich sein, damit das akademische Wissen für diese nicht begreifbar ist.

8. Die Bürger anregen, sich für Mittelmäßigkeit zu begeistern
In der Bevölkerung soll sich der Gedanke verbreiten, daß es normal und zeitgemäß sei dumm, vulgär und ungebildet zu sein…

9. Das Gefühl der eigenen Schuld verstärken
Man zwingt den Menschen, fest daran zu glauben, daß er am eigenen Unglück selber schuld sei, was zurückzuführen sei auf seine mangelnden geistigen Möglichkeiten, seine Unfähigkeit und fehlenden Bemühungen. Im Ergebnis dessen beginnt der Mensch, anstatt gegen das Wirtschaftssystem aufzustehen, sich mit Selbsterniedrigung zu beschäftigen und sich für alles selbst zu beschuldigen. Das ruft einen Zustand der Niedergeschlagenheit hervor und führt zur Untätigkeit. Doch ohne eigenes Handeln kann auch von einer Revolution nicht die Rede sein!

10. Über die Menschen mehr wissen als sie von sich selber
Die Erfolge in der Entwicklung des Wissenschaft führten in den letzten 50 Jahre zu einer Bildung, die sich erheblich vom Wissen der einfachen Menschen unterscheidet, und zu Kenntnissen, die nur die herrschende Klasse selbst besitzt und auch benutzt. Dank der Biologie, der Neurobiologie und der angewandten Psychologie, erhielt das „System“ die Verfügungsgewalt über führende Erkenntnisse vom Menschen, sowohl auf dem physiologischem wie auf psychologischem Gebiet. Dem System gelang es, über den gewöhnlichen Menschen mehr zu erkennen, als er von sich selber weiß. Das bedeutet, daß das System über eine größere Macht verfügt und in größerem Maße auf ihn einwirken kann als er auf sich selbst.

Siehe:
Noam Chomsky: 10 strategies of manipulation (engl.) pdf-Datei

Karl Marx und der Umgang mit Menschen

Karl Marx mit Arbeitern
Karl Marx unterhält sich mit Arbeitern in einer Schenke

Sein Vermögen, Männer und Frauen zum Reden zu bringen, sie fühlen zu machen, daß er sich interessiere für alles, was sie bewegte, war einfach wunderbar. Wie oft haben Leute der verschiedensten Stellungen und Berufe ihrer Verwunderung Ausdruck gegeben für sein besonderes Verständnis, das er ihnen und ihren Angelegenheiten entgegenbrachte. Wenn er glaubte, daß ein Mann wirklich etwas lernen wollte, dann war seine Geduld unbegrenzt. Da war keine Frage zu trivial, als daß er sie nicht beantwortet, kein Argument zu kindisch, als daß er es nicht ernstlich diskutiert hätte.

(Karl Marx – Eine Sammlung von Erinnerungen und Aufsätzen, in: Karl Marx, Eine Zusammenstellung vom Materialien für Feierstunden und Heimabende im Karl-Marx-Jahr 1953, Herausgegeben vom Zentralrat der FDJ, 1953, S.27.

Siehe auch:
Marx war ein strenger Lehrer
Karl Marx und das Proletariat

„Nicht die lebendige Seele verlieren!“

J.M.Swerdlow
Jakow Michailowitsch Swerdlow (1885-1919)

In zaristischer Verbannung

Als die zaristische Regierung die Bolschewiki in die weltverlorene Einsamkeit der sibirischen Verbannung jagte, nahm sie ihnen nicht nur die Möglichkeit, aktive revolutionäre Arbeit zu leisten, versuchte sie nicht nur, sie für lange Zeit aktionsunfähig zu machen, sondern wollte auch auf jede Weise den Menschen zum moralischen Krüppel verunstalten; die „lebendige Seele“ in ihm töten, den aktiven Kämpfer zu einem politischen und moralischen Wrack zu machen. Das rauhe Klima, der ewige Kampf um das Stück Brot, die Trennung von allem, was ihm teuer war, von der geliebten Sache, von Verwandten und Angehörigen, von der belebenden Umwelt der Genossen spielte nicht selten eine verhängnisvolle Rolle. Es gab einige, die nicht standhielten. Die Sehnsucht nagte an ihrer Seele, verzehrte sie, Mutlosigkeit und Verzagtheit stellten sich ein und nahmen allmählich Besitz von den Menschen. Sie warfen die Flinte ins Korn. Nichts interessierte sie, zu nichts hatten sie Lust. Wegen einer Kleinigkeit kam es zu Streit und Klatsch, wodurch die kleinen Kollektive, die in jeder Ortschaft, in jeder Siedlung, in der es auch nur einige politische Verbannte gab, entstanden waren, untergraben und zerstört wurden.

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Walter Ulbricht – und was man lernen muß

Ulbricht und PieckWalter Ulbricht (1893-1973) mit dem Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck

Der sowjetische Literaturwissenschaftler Alexander Dymschiz, welcher sich große Verdienste beim kulturellen Aufbau in der DDR erwarb, schreibt über die Biographie Walter Ulbrichts: „Es gibt eine Erzählung über Walter Ulbricht, ein Buch, das seinen Weg von den Kinderjahren bis zum Aufstieg zu den Höhen staatsmännischer Tätigkeit nachzeichnet. Es wurde von dem großen deutschen Schriftsteller, dem treuen Kampfgefährten der deutschen Parteiführer Thälmann, Pieck, Ulbricht … geschrieben, von Johannes R. Becher. Es ist die letzte große Arbeit des Schriftstellers; sie erschien noch wenige Wochen vor seinem Tode.“ Hier nun ein Auszug aus diesem Buch:

Lehrzeit und Wanderjahre

1912 trat Walter Ulbricht in die Sozialdemokratische Partei ein. Durch diesen Eintritt fühlte er sich zum Besuch der Parteischule verpflichtet, denn er wußte, daß ein guter Genosse nur derjenige sein könne, der sich ernsthaft um die Vervollkommnung seiner theoretischen Ausbildung bemüht. Es ist charakteristisch für Walter Ulbricht, daß er weder in seinem Wissensdrang sich zu einer leeren Vielwisserei oder Besserwisserei verleiten ließ noch auch in seinem Sinn für das Praktische und seiner besonderen Befähigung für jede praktische organisatorische Tätigkeit in einen öden, prinzipienlosen Praktizismus verfiel.

Parteischule der SPD

An der Parteischule wurde zu jener Zeit im Zeichen des Revisionismus die Lehre von Engels und Marx bereits weitgehend entstellt. Die Kernfrage des Weges zum Sturz des Kapitalismus und zur Zerschlagung der bourgeoisen Staatsmacht wurde nicht behandelt, und mit keinem Wort wurde der hierauf bezügliche Brief von Karl Marx an Kugelmann vom 12. April 1871 erwähnt.[1] Die Lehre von Marx wurde in abstrakten Thesen dargestellt, ohne jede Beziehung zu den Klassenkämpfen in Deutschland. Das Neue in der Entwicklung des Kapitalismus zum Imperialismus war nicht „Gegenstand des Unterrichts“, obgleich in der Sozialdemokratischen Partei bereits ernsthafte Auseinandersetzungen über das Wesen des Imperialismus stattfanden. Ebensowenig war in der Parteischule die Rede von der russischen Revolution von 1905 und den sich aus ihr für die gesamte Arbeiterbewegung ergebenden Folgerungen. Die jungen Sozialisten, darunter auch Walter Ulbricht, waren sich selber überlassen, sie versuchten, sich in dem Streit der Parteimeinungen zurechtzufinden, und rangen um wissenschaftliche Erkenntnisse, die sie vom Standpunkt des unverfälschten Marxismus aus die neuzeitliche Entwicklung hätten begreifen lassen.

Diskussionen über den Kapitalismus

Zur damaligen Zeit hatten die bürgerlichen Studenten an der Universität Leipzig das Bestreben, mit jungen Arbeitern zu diskutieren. So wollten sie die Denkweise der Arbeiterklasse kennenlernen. Es kam zu einigen Zusammenkünften zwischen einer Gruppe Studenten und einer Gruppe von Mitgliedern der Arbeiterjugend, in denen über die kapitalistische Wirtschaft diskutiert wurde. Walter Ulbricht hatte nicht nur auf der Parteischule, sondern auch in der Zeit der Arbeitslosigkeit das Werk von Karl Marx „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ [2] und andere seiner Schriften, wie „Lohnarbeit und Kapital“ [3] usw., gelesen. In der Diskussion kamen die Studenten, wie Walter Ulbricht berichtet, bald in Bedrängnis, denn sie konnten das Marxsche Wertgesetz [4] nicht widerlegen und waren nicht in der Lage, den von Marx entdeckten Bewegungsgesetzen des Kapitalismus eine überzeugende Konzeption entgegenzustellen. Was sie an der Universität gelernt hatten, stand in Widerspruch zu den Erkenntnissen der jungen Arbeiter, die diese mit Hilfe des Marxismus aus ihren eigenen Erfahrungen, insbesondere in der Zeit der Arbeitslosigkeit, gewonnen hatten. In der Sozialdemokratie war damals eine große Diskussion über den Imperialismus im Gange. Die rechten Führer, wie zum Beispiel Noske, unterstützten die Kolonialpolitik. Die Frage der Erhaltung des Friedens spielte in den sozialdemokratischen Organisationen eine große Rolle.

Quelle:
Johannes R. Becher: Walter Ulbricht – Ein deutscher Arbeitersohn, Dietz Verlag Berlin, 1961, S.33-35.

Anmerkungen:
[1] siehe: Karl Marx: Marx an Kugelmann am 12. April 1871, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Ausgewählte Werke in sechs Bänden (AW6), Dietz Verlag Berlin, 1988, Bd.IV, S.442f.
(In diesem Brief wies Marx darauf hin, daß es nicht möglich sei, die bürokratisch-militärische Maschinerie der Bourgeoisie zu übernehmen, sondern daß man sie zerbrechen müsse. Über den heroischen Kampf der französische Revolutionäre schrieb Marx:

„Wenn sie unterliegen, so ist nichts daran schuld, als ihre ‚Gutmütigkeit’…“
Und warum waren sie so ‚gutmütig’? „Man wollte den Bürgerkrieg nicht eröffnen…“ )
[2] Karl Marx: Zur Kritik der Poitischen Ökonomie (Vorwort), in: KarlMarx/Friedrich Engels, AW6, Bd.II, S.501-506 und Karl Marx: Das Kapital, Kritik der Politischen Ökonomie. Erster Band, AW6, Bd.III, S.153-455.
[3] Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital, Karl Marx/Friedrich Engels, AW6, Bd.I, S.551-593.
[4] Karl Marx: Lohn, Preis und Profit, in: AW6, Bd.III, S.94.
(Wertgesetz: „…der Wert einer Ware verhält sich zum Wert einer anderen Ware wie das Quantum der in der einen Ware dargestellten Arbeit zu dem Quantum der in der anderen Ware dargestellten Arbeit.“)

Siehe auch:
W.Ulbricht: Karl Marx hatte recht!
W.Ulbricht: Warum Marxismus-Leninismus?

Eine eher nebensächliche Anmerkung:
Auch heute tun sich immer wieder gewisse „Zeitzeugen“ damit hervor, indem sie ihr Wissen marktgerecht in Form von Büchern an ein sensationsgieriges Publikum verkaufen. Nichts anderes ist auch das im Juni 2013 erschienene, und von der ‚jungen Welt‘ hochgelobte Buch eines gewissen Krenz, der Walter Ulbricht noch persönlich kennengelernt hatte, weil er ihm vielleicht einmal die Tür aufhalten durfte, und der selbst jedoch einen unleugbaren Anteil am späteren Verrat der DDR hatte, indem er den Volksverräter und Ganoven Gorbatschow in Moskau besuchte, ihm die Hand reichte, und ihm die Zustimmung gab zum Verkauf der DDR. Viel aufrichtiges ist davon nicht zu erwarten, eher eine weitschweifige Rechtfertigung eigener Dummheiten und zeitgemäßer Blindheit. … und daß Ulbricht am Ende ‚eigensinnig‘ gewesen sei! … Eine ewig lächelnde, unwichtige Person wie Krenz wurde plötzlich zum ‚Generalsekretär‘ der SED. Aber was hätte er angesichts eines derart selbstgerechten Politbüros (mit Mittag, Naumann, Wolf und anderen Renegaten ‚an der Spitze‘) auch tun sollen. Zuviel der Erwartungen, und zuviel der Ehre! Nunja, der Abend ist stets klüger als der Morgen.

…wie zu Lenins Zeiten

Mit schwungvoller Handschrift hatte Lenin seine Gedanken niedergeschrieben…
Ankündigung
Im Oktober 1910 von Lenin aufgeschrieben und erstmals unter Stalin am 5. Mai 1937 in der kommunistischen „Prawda“ in der Sowjetunion veröffentlicht wurde jener Artikel Lenins, der sich mit den Aufgaben der Kommunisten während der Krise der Arbeiterbewegung befaßte. In seinem Manuskript gibt Lenin eine genaue Analyse der damaligen Lage, verbunden mit Hinweisen, wie man das Proletariat an die schwierigen Aufgaben einer revolutionären Klasse heranführen kann. Interessant sind hier die historischen Parallelen zur Gegenwart:

Die Apathie im Proletariat überwinden

Die schwere Krise der Arbeiterbewegung und der sozialdemokratischen Partei in Rußland dauert immer noch an. Zerfall der Parteiorganisationen, aus denen fast alle Intellektuellen flüchten, Zerfahrenheit und Schwankungen unter denen, die der Sozialdemokratie treu geblieben sind, Niedergeschlagenheit und Apathie unter ziemlich breiten Schichten des fortgeschrittenen Proletariats, Unsicherheit in der Frage nach dem Ausweg aus dieser Lage – das sind die Merkmale, die die gegenwärtige Situation kennzeichnen. Es gibt unter den Sozialdemokraten nicht wenig Kleinmütige und Kleingläubige, die nahe daran sind, die Hoffnung an die Möglichkeit aufzugeben, sich in dem herrschenden Durcheinander zurechtzufinden, die nahe daran sind, über der Aufgabe zu verzweifeln, die Partei, die SDAPR mit ihren revolutionären Aufgaben und Traditionen wiederherzustellen und zu festigen, die nahe daran sind, alles aufzugeben und sich in ihrem Privatleben oder in engen kleinen Zirkeln abzukapseln, die sich nur mit „Kultur“arbeit befassen u.dgl.m.

Die Zerfahrenheit in Zeiten der Krise beseitigen

Die Krise dauert an, doch ihr Ende ist jetzt bereits deutlich sichtbar. Der Weg zur Überwindung dieser Krise ist von der Partei klar umrissen und erprobt. Die Zerfahrenheit und die Schwankungen haben bereits in ziemlich bestimmten Strömungen, Richtungen und Fraktionen, die von der Partei klar und bestimmt eingeschätzt worden sind, ihren Ausdruck gefunden – und die Bestimmtheit der parteifeindlichen Strömungen, ihre klare Einschätzung ist bereits die halbe Befreiung von der Zerfahrenheit und den Schwankungen.

Das Wesen der Krise erkennen

Um sich nicht der Verzweiflung und Enttäuschung hinzugeben, ist es nur erforderlich, den ganzen tiefen Ursprung dieser Krise zu erkennen. Diese Krise kann man nicht überspringen, man kann sie nicht umgehen, man kann sie nur in beharrlichem. Kampf überwinden, denn diese Krise ist keine Zufälligkeit, sondern sie ist hervorgerufen worden durch eine besondere Etappe sowohl der ökonomischen als auch der politischen Entwicklung Rußlands. Die Selbstherrschaft herrscht nach wie vor. Noch brutaler ist der Zwang. Noch größer ist die Rechtlosigkeit. Noch gemeiner ist die ökonomische Unterdrückung. Aber die Selbstherrschaft kann sich schon nicht mehr nur mit den alten Mitteln halten. Sie ist gezwungen, einen neuen Versuch zu unternehmen, sie versucht, ein offenes Bündnis mit den erzreaktionären fronherrlichen Gutsbesitzern und mit den oktobristischen Kapitalisten einzugehen, ein Bündnis in der Duma und durch die Duma. Für alle, die die Fähigkeit zu denken nicht verloren haben ist die Hoffnungslosigkeit dieses Versuchs und das Heranreifen einer neuen revolutionären Krise offensichtlich. Aber diese revolutionäre Krise bildet sich unter neuen Verhältnissen heraus, unter Verhältnissen, wo die Bewußtheit, die Geschlossenheit und die Organisiertheit der Klassen und der Parteien, die es vor der Revolution von 1905 nicht gab, ungleich größer ist. Der russische Liberalismus hat sich aus einer gutmütigen, verträumten, lockeren und unfertigen Opposition frommer Wünsche zu einer festen, parlamentarisch geschulten Partei intellektueller Bourgeois gewandelt, die bewußte Feinde des sozialistischen Proletariats und der revolutionären Abrechnung der Bauernmassen mit den Fronherren sind. (…)

Die führende Rolle des Proletariats

Die russische Arbeiterklasse hat bewiesen, daß sie die einzige konsequent revolutionäre Klasse, die alleinige Führerin im Kampf um die (sei es auch bürgerliche) Freiheit ist. Und heute kann und wird die große Aufgabe der Fortführung des Kampfes um die Freiheit nur durch den revolutionären Kampf des Proletariats gelöst werden, das die Massen der Werktätigen und Ausgebeutet mit sich reißt. Die Arbeiterklasse, die heute unter neuen Verhältnis kämpft und es mit bewußteren und fester zusammengeschlossenen Feinden zu tun hat, muß auch ihre Partei, die SDAPR, umgestalten. An dieser Stelle der Führer aus Intellektuellenkreisen stellt sie Führer aus Arbeiterkreisen. Es entsteht der neue Typ des sozialdemokratischen Arbeiterfunktionärs, der alle Aufgaben der Partei selbständig löst und in der Lage zehnfach und hundertfach größere proletarische Massen als früher zusammenzuschließen, zu vereinigen und zu organisieren.

…seid euch bewußt der Macht

An diesen neuen Arbeiter wenden wir uns auch in erster Linie mit unserer „Rabotscheskaja Gaseta“. Dieser Arbeiter ist aus dem Alter heraus, wo es ihm gefallen konnte, daß man zu ihm wie zu einem Kind sprach und ihn mit Milchbrei fütterte. Er muß alles über die politischen Aufgaben der Partei, über ihren Aufbau und den innerparteilichen Kampf wissen. Er fürchtet sich nicht vor der ungeschminkten Wahrheit über die Partei, an deren Festigung, Wiederherstellung und Umgestaltung er arbeitet. Ihm helfen nicht, sondern schaden jene allgemein-revolutionären Phrasen, jene süßlich-versöhnlerischen Ausrufe, die er in den „Wperjod“-Sammelbänden oder in Trotzkis „Prawda“ findet, wobei er weder hier noch dort eine klare, genaue und offene Darlegung der Parteilinie und der Lage in der Partei findet.

Fest zusammenschließen und einen Parteikern bilden

Diese Lage ist sehr schwierig, aber die Hauptschwierigkeit besteht nicht darin, daß die Partei außerordentlich geschwächt ist und ihre Organisationen teilweise vollkommen zerschlagen sind, auch nicht darin, daß sich der innerparteiliche Fraktionskampf zugespitzt hat, sondern darin, daß die fortgeschrittene Schicht der sozialdemokratischen Arbeiter das Wesen und die Bedeutung dieses Kampfes nicht genügend klar erkannt, sich nicht fest genug zusammengeschlossen hat, um diesen Kampf erfolgreich zu führen, und daß sie sich nicht genügend selbständig und nicht energisch genug in diesen Kampf eingeschaltet hat, um den Parteikern zu schaffen, zu unterstützen und zu festigen, der die SDAPR aus der Zersetzung, aus dem Zerfall und aus den Schwankungen heraus auf einen festen Weg führen kann. (…)

Was ist eine proletarische Partei?

Die Partei ist ein freiwilliger Bund, und die Vereinigung ist nur dann möglich und nützlich, wenn sich Menschen vereinigen, die die gemeinsame Parteilinie auch nur einigermaßen gewissenhaft durchführen wollen und können, genauer: die an einer Durchführung der gemeinsamen Parteilinie interessiert sind (durch ihre Anschauungen, ihre Bestrebungen). Eine Vereinigung ist unmöglich und schädlich, wenn sie versucht, die Klarheit über diese Linie abzuschwächen und zu verdunkeln, wenn sie versucht, durch eine fiktive Bindung diejenigen zu binden, die die Partei ganz entschieden in eine parteifeindliche Richtung zerren. Und die Vereinigung zwischen den Hauptgruppen des Bolschewismus und des Menschewismus ist durch das Plenum erreicht und verankert worden, wenn nicht dank dem Plenum, so doch vermittels des Plenums.

W.I.Lenin, Ankündigung der Herausgabe der „Rabotscheskaja Gaseta“, in: Lenin, Werke, Bd. 16, S.293-299 (Zwischenüberschriften von mir, N.G.)

ArbeiterzeitungDie erste Seite der „Rabotscheskaja Gaseta“ Nr.1 (1910)
mit den Lehren aus der Revolution von 1905.

Lenin: Über das Besteigen hoher Berge

Kaukasien1922 notierte Lenin ein kurzes Resümee der Oktoberrevolution:

Über das Besteigen hoher Berge

Stellen wir uns einen Menschen vor, der einen sehr hohen, steilen und noch unerforschten Berg besteigt. Nehmen wir an, es sei ihm gelungen, nach Überwindung unerhörter Schwierigkeiten und Gefahren viel höher zu steigen als seine Vorgänger, den Gipfel habe er aber dennoch nicht erreicht. Er befindet sich nun in einer Lage, in der ein Weiterkommen in der gewählten Richtung und auf dem eingeschlagenen Weg schon nicht mehr nur schwierig und gefährlich, sondern geradezu unmöglich geworden ist. Er muß umkehren, abwärts steigen, andere Wege suchen, die zwar länger sein mögen, dafür aber die Möglichkeit in Aussicht stellen, den Gipfel zu erreichen. Der Abstieg in dieser in der Welt noch nie erlebten Höhe, auf der unser hypothetischer Bergsteiger sich befindet, biete vielleicht gar noch größere Gefahren und Schwierigkeiten als der Aufstieg: man tut leichter einen Fehltritt; es ist nicht so bequem, sich die Stelle anzusehen, auf die man den Fuß setzt; es fehlt jene besonders gehobene Stimmung, die durch das unmittelbare Hinaufsteigen, direkt dem Ziel zu, entstanden war, usw. (…)

Gigantische Höhe

Es dürfte wohl natürlich sein anzunehmen, daß sich bei einem Menschen, der in eine solche Lage geraten ist, Minuten der Verzagtheit einstellen – trotz der unerhörten Höhe, die er erreicht hat. Und wahrscheinlich wären diese Minuten zahlreicher, häufiger, schwerer, wenn er gewisse Stimmen von unten hören könnte, von Leuten, die aus gefahrloser Ferne, durchs Fernrohr, diesen höchst gefahrvollen Abstieg beobachten, (…)

Das Proletariat Rußlands hat in seiner Revolution eine gigantische Höhe erklommen, nicht nur im Vergleich zu den Jahren 1789 und 1793, sondern auch im Vergleich zum Jahre 1871. Man muß sich möglichst nüchtern, klar und anschaulich Rechenschaft darüber ablegen, was wir eigentlich »zu Ende geführt« und was wir nicht zu Ende geführt haben: Der Kopf wird dann frisch bleiben, es wird weder Übelkeit noch Illusionen noch Verzagtheit geben. Wir haben die bürgerlich-demokratische Revolution so »sauber« wie noch nirgends in der Welt »zu Ende geführt«. Das ist eine gewaltige Errungenschaft, die keine Macht mehr rückgängig machen kann. Wir haben das Ausscheiden aus dem reaktionären imperialistischen Krieg auf revolutionärem Wege zu Ende geführt. Das ist ebenfalls solch eine Errungenschaft, die keine Macht der Welt mehr rückgängig machen kann, und eine um so wertvollere Errungenschaft, als reaktionäre imperialistische Gemetzel in nicht ferner Zukunft unvermeidlich sind, wenn der Kapitalismus bestehenbleibt. (…)

Nicht zu Ende geführt haben wir jedoch die Errichtung auch nur des Fundaments der sozialistischen Wirtschaft. Das können die uns feindlichen Kräfte des sterbenden Kapitalismus noch rückgängig machen. Man muß sich dessen klar bewußt sein und es offen zugeben, denn es gibt nichts Gefährlicheres als Illusionen (und Schwindelanfälle, zumal in großen Höhen).

Fehler und Rückzüge

Und an dem Eingeständnis dieser bitteren Wahrheit ist entschieden nicht »Schreckliches«, nichts, das berechtigten Anlaß auch nur zur geringsten Verzagtheit gäbe, denn wir haben stets die Abc-Wahrheit des Marxismus verkündet und wiederholt, daß zum Sieg des Sozialismus die gemeinsamen Anstrengungen der Arbeiter mehrerer fortgeschrittener Länder notwendig sind. Wir aber stehen einstweilen immer noch allein, und wir haben in einem rückständigen Lande, in einem Lande, das mehr als die übrigen verwüstet ist, unglaublich viel geleistet. (…) Als rettungslos verloren müßte man diejenigen Kommunisten bezeichnen, die sich einbilden wollten, daß man ohne Fehler, ohne Rückzüge, ohne ein vielmaliges Neubeginnen des nicht zu Ende Geführten und des falsch Gemachten solch ein weltgeschichtliches »Unternehmen« wie die Vollendung des Fundaments der sozialistischen Wirtschaft (besonders in einem Lande der Kleinbauernschaft) zu Ende führen könnte. Diejenigen Kommunisten aber, die weder in Illusionen noch in Verzagtheit verfallen, die sich die Kraft und Geschmeidigkeit des Organismus bewahren, um beim Herangehen an diese überaus schwierige Aufgabe wiederholt »von Anfang zu beginnen«, sind nicht verloren (und werden es aller Wahrscheinlichkeit auch nie sein).

Quelle:
Wladimir Iljitsch Lenin: Notizen eines Publizisten. Zuerst veröffentlicht am 16. April 1924 in der Prawda. In: W. I. Lenin: Werke Band 33, Berlin 1966, Seite 188-191

siehe auch: junge Welt vom 14.07.2007 (Wochenendbeilage)

Die Lehren aus dem Hamburger Aufstand

von Ernst Thälmann
lehren
Vor über 90 Jahren schrieb Genosse Ernst Thälmann einen interessanten Artikel über die Lehren des Hamburger Aufstandes. Dieser Beitrag wurde am 23. Oktober 1925 in der Zeitung der KPD „Die Rote Fahne“ veröffentlicht. Ernst Thälmann schrieb damals:

Heute vor zwei Jahren, am 23. Oktober 1923, stieg Hamburg auf die Barrikaden.
Getrieben vom Elend der Inflationszeit, gedrängt von der unerhörten Not der werktätigen Massen, getragen vom Geiste des Bolschewismus griff der beste, revolutionärste Teil der Hamburger Arbeiterschaft zum Gewehr und nahm den Kampf gegen die kapitalistischen Unterdrücker auf.

Zwei Jahre sind seit dem 23. Oktober 1923 vergangen. Vieles hat sich inzwischen in Deutschland und in der ganzen Welt geändert. Wir, die Kommunisten, sind zwar geschlagen worden und mit uns die ganze deutsche Arbeiterklasse. Die Stabilisierung des bürgerlichen Deutschlands ist in gewissem, begrenztem Umfang gelungen. Die Bourgeoisie schöpft neue Hoffnung. Das Proletariat durchlebte ein Jahr der Entmutigung und des Rückzuges. Wenn wir heute der zweijährigen Wiederkehr des Hamburger Straßenkampfes gedenken, so geschieht das nicht aus dem bloßen Anlaß, daß der Kalendertag des 23. Oktobers wiederkehrt. Jubiläen sind für die Kommunisten und den klassenbewußten Teil des Proletariats nicht leere Gedenktage, sondern Richtlinien für den Klassenkampf, Leitfäden für die Aktion. Gerade die politische Situation, in der wir heute stehen, fordert mit gebieterischem Zwang von uns, daß wir die geschichtliche Bedeutung und die Lehren des Hamburger Aufstandes vollkommen klar erkennen.

Was waren die Ursachen des Hamburger Kampfes?

War es nur die Agitation der Kommunisten, waren es die Beschlüsse illegaler Geheimorgane, wie die bürgerlichen Gerichte behaupten? Nein! Die Ursachen liegen tiefer. Der Aufstand entsprang weder dem blinden Zufall noch dem freien Willen von ein paar Verschwörern. Der Hamburger Aufstand entsprang der revolutionären Situation vom Herbst 1923.

Der Herbst 1923 brachte die tiefste, ganz Deutschland umfassende, alle Schichten und Klassen der Bevölkerung ergreifende Krise der Bourgeoisie. Der Ententeimperialismus hatte seine Zerstörungsarbeit vollendet. Der zehn Monate lange Ruhrkrieg war für die deutsche Bourgeoisie verloren. Die Markwährung, die beim Regierungsantritt des Reichskanzlers Cuno auf 8000 stand, stieg auf 4,5 und 6 Billionen. Die Arbeiter konnten für ihre Löhne nichts mehr kaufen. Sogar „die treuesten Diener des Staates“, die Beamten, begannen zu rebellieren. Die Mittelschichten waren ruiniert. Das Gespenst des Hungers schritt durch Deutschland. Machtlos standen die Regierungen der Bourgeoisie dem Zerfall gegenüber. (…)

Bereits im Frühjahr 1923 begannen riesenhafte Streikbewegungen im Ruhrgebiet und in Oberschlesien. Neue Wellen des Klassenkampfes rollten in ganz Deutschland heran. Die Arbeiter kämpften noch nicht um die Macht, sondern nur um die dringendsten Tagesforderungen, um die Beseitigung der brennendsten Not. Der Kampf vollzog sich noch vorwiegend in „friedlichen“ Formen. Während die rechten Sozialdemokraten, die Sollmann und Severing, bereits im Bunde mit den Reichswehrgeneralen und den Polizeipräsidenten zur blutigen Niederschlagung des Proletariats rüsteten, setzten die „linken“ Sozialdemokraten alles daran, die Arbeiterschaft wehrlos zu machen, sie am Machtkampf zu hindern, sie mit Phrasen abzuspeisen, sie auf die „friedlichen“, parlamentarischen Kampfformen der Vorkriegszeit zurückzudrängen. Aber die Logik von fünf Revolutionsjahren war stärker als die Schurkerei der rechten und die Feigheit der linken sozialdemokratischen Führer.

Vom Moment des Sturzes der Cuno-Regierung an sprang der Funke des Bürgerkrieges durch Deutschland. Schon vorher war an der Ruhr, in Hannover, in Oberschlesien, in Bayern und anderen Teilen Deutschlands geschossen worden. Jetzt wurde es mit jedem Augenblick klarer, daß eine friedliche Entscheidung nicht mehr möglich war. Der erbarmungslose gewaltsame Kampf zwischen Klasse und Klasse wurde unvermeidlich. Aus den Streiks wurden Zusammenstöße, aus den Kundgebungen wurden blutige Kleinkämpfe zwischen Arbeitern und Polizei in Dutzenden deutscher Städte. Es kam der Augenblick, von dem Lenin in seinen „Lehren des Moskauer Aufstands“ im Jahre 1906 sprach: Es zeigte sich, „daß sich der Generalstreik als selbständige und hauptsächliche Kampfform überlebt hat, daß die Bewegung mit elementarer, unwiderstehlicher Gewalt diesen engen Rahmen durchbricht und eine höhere Kampfform, den Aufstand, gebiert“.

Diesem Augenblick näherten wir uns im Oktober 1923 mit unheimlicher Schnelligkeit.
Eine unmittelbar revolutionäre Situation war vorhanden. Alle Bedingungen für den Sieg der Arbeiterklasse waren da, außer einer einzigen: dem Bestehen einer klaren, eisern zusammengeschlossenen, unauflöslich mit den breitesten Massen verbundenen kommunistischen Partei, die entschlossen und fähig war, den spontanen Kampf der Arbeitermassen zu organisieren, ihn zu leiten.

Die Führung unserer Partei versagte in der entscheidenden Stunde. Der Eintritt führender Kommunisten gemeinsam mit den linken Sozialdemokraten in die sächsische Regierung war nur dann richtig, wenn dieser Schritt einem einzigen Ziel diente: der Organisierung der Revolution, der Bewegung der Massen, der Aufnahme des Kampfes in ganz Deutschland. Gerade dieses Ziel verlor die damalige Leitung unserer Partei aus den Augen. Unsere Führer benutzten ihre Stellung in der sächsischen Regierung nicht zur Entfesselung, sondern zur Vermeidung des Kampfes. Koalitionspolitik war es nicht, daß sie in die sächsische Regierung eintraten, sondern daß sie sich in dieser Regierung übertölpeln und führen ließen, anstatt die Arbeitermassen in den Kampf gegen die Reichsregierung zu führen. Sie vergaßen, daß die Bewegung „in eine höhere Kampfform“ übergehen mußte. Sie beschränkten sie auf den „engen Rahmen“, ja sie versuchten sogar, den engen Rahmen der wirtschaftlichen und politischen Teilkämpfe noch „enger“ zu spannen. Sie gaben den Auftrag, bestehende Streikbewegungen abzubrechen, da „der entscheidende Kampf bevorstehe“. Unsere Partei als Ganzes war noch viel zu unreif, um diese Fehler der Führung zu verhindern. So scheiterte im Herbst 1923 die Revolution am Fehlen einer ihrer wichtigsten Voraussetzungen: dem Bestehen einer bolschewistischen Partei.

StimmeWas sind die wichtigsten Lehren des Hamburger Aufstandes?

1.) Eine zahlenmäßig geringe Schar von Proletariern, die mit größtem Heldenmut unter dem Banner der Diktatur [des Proletariats] gekämpft haben, konnte sich mit Erfolg gegen die zwanzigfache Übermacht der glänzend organisierten und bewaffneten Truppen der Bourgeoisie militärisch halten.

2.) Der unvergängliche Ruhm der Hamburger Oktoberkämpfer besteht darin, daß sie in einer revolutionären Situation zu den Waffen griffen, obwohl sie den Sieg nicht zu 99 Prozent in der Tasche hatten. Der Leninismus lehrt, daß man den Kampf aufnehmen muß, wenn ernste Chancen für den Sieg vorliegen. Eine Garantie für den Sieg gibt es niemals im voraus. Die Niederlage in einem solchen Kampf ist tausendmal fruchtbarer und wertvoller für die Zukunft des Klassenkampfes als ein Rückzug ohne Schwertstreich.

3.) Der Aufstand führte zur Niederlage, weil er isoliert blieb, weil er nicht in Sachsen und im ganzen Reiche sofort unterstützt wurde. Mögen die Arbeiter in einem einzelnen Ort mit dem größten Heldenmut, getragen von der stärksten Massenbewegung, den Kampf aufnehmen: Sie werden geschlagen, wenn nicht das Proletariat im ganzen Lande mit ihnen geht. Gerade darin, in der Organisierung und Zusammenfassung der gesamten Arbeiterklasse in allen Industriezentren und Großstädten im ganzen Lande, besteht die Rolle der Kommunistischen Partei als Vortrupp des Proletariats. Gerade darum brauchen wir eine eiserne, völlig geschlossene, restlos verschmolzene, unbedingt disziplinierte Partei.

4.) Es ist nicht wahr, daß der Hamburger Aufstand ein Putsch war, sondern er wurde von der Sympathie der breitesten Massen getragen. Sogar der Polizeisenator Hense mußte wütend zugeben, daß die sozialdemokratischen Arbeiter in Hamburg, dieser rechtesten Organisation der SPD, und mit ihnen „die weitesten Kreise der Bevölkerung zu den Kommunisten hielten“. Unsere Schwäche bestand nur darin, daß wir nicht verstanden, diese Massen fest um uns zu scharen, sie rechtzeitig in allen Teilkämpfen zu uns herüberzuziehen, mit ihnen die Einheitsfront gegen die sozialdemokratischen Führer zu schließen.

5.) Um bei der unvermeidlich kommenden Wiederkehr des Hamburger Kampfes in viel größerem Maßstabe siegen zu können, müssen wir wie ein Keil in die Massen eindringen, sie durch tausend Klammern mit uns vereinigen, eine wirkliche proletarische Einheitsfront mit Millionen Arbeitern bilden. In den Gewerkschaften, in allen parteilosen Organisationen der Arbeiterklasse muß ein großer revolutionärer Flügel heranwachsen, der gemeinsam mit den Kommunisten zum Träger der kommenden Kämpfe wird.

6.) Als besonderer Mangel wurde in den Hamburger Oktobertagen das Fehlen einer starken Rätebewegung empfunden. Diese Tatsache ist noch nicht genügend in der Partei verstanden worden. Die Räte sind die Organe, die in einer revolutionären Situation die Millionenmassen des Proletariats zusammenfassen, die das Rückgrat des Kampfes bilden. Diese Lehre dürfen wir auch in der jetzigen Periode zwischen zwei Revolutionen nicht vergessen.

7.) Die Machtergreifung des Proletariats ist kein einmaliger Akt. Sie besteht nicht nur in dem militärischen Kampf gegen die Truppen der Bourgeoisie, sondern sie muß durch jahrelange, ausdauernde Arbeit der Kommunistischen Partei und des ganzen Proletariats vorbereitet werden. Die kommenden Sieger über die Bourgeoisie müssen durch unzählige Teilkämpfe erzogen, vorbereitet, organisiert werden. Dies ist unsere Hauptaufgabe in der jetzigen Periode.

8.) Es ist falsch, daß durch die Oktoberniederlage von 1923 eine einzigartige revolutionäre Situation ein für allemal „verpaßt“ wurde. Die Niederlage von 1923 war keine dauernde, ebensowenig wie die Niederlage des Spartakusbundes in den Nosketagen von 1919 eine dauernde war. Die Stabilisierung des bürgerlichen Deutschlands hat keinen langen Atem: trotz Dawesplan und Garantiepakt. Besser: wegen Dawesplan und Garantiepakt. Die kapitalistische Stabilisierung in Deutschland erlebt jetzt ihre erste „Atemnot“. Das große Resultat des Hamburger Aufstandes ist, daß die Arbeiter den scheinbar unbesieglichen Klassenfeind dreimal vierundzwanzig Stunden lang in seiner ganzen Schwäche gesehen haben. Zu den Hamburger Tagen haben die Arbeiter die Bourgeoisie am Rande des Abgrundes gesehen. Und sie werden diesen Augenblick niemals vergessen! Wir gehen nicht einer Versumpfung, sondern neuen Kämpfen, wir gehen mit eherner Notwendigkeit in Deutschland der zweiten Revolution entgegen. Darum gehört der Hamburger Aufstand nicht „der Geschichte“ an, sondern er ist eine Probe für die Zukunft.

9.) Der Aufstand war ein Musterbeispiel für die glänzende, reibungslos arbeitende Organisation des revolutionären Kampfes. Aber er offenbarte zugleich den größten organisatorischen Fehler unserer Partei. Die Hamburger Kämpfer besaßen die volle Sympathie der Arbeiter in den Betrieben, aber sie hatten organisatorisch keine Verbindung mit ihnen. Es zeigte sich die ganze Unbrauchbarkeit, die verhängnisvolle Rückständigkeit unserer alten sozialdemokratischen Wohnorganisation. Die Wahlmaschine taugt nicht für die Barrikaden! Die schwerste Lücke in der Hamburger Kampffront war das Fehlen kommunistischer Betriebszellen. Eine Kämpferschar wie die Hamburger, die sich auf fest verwurzelte Zellen in allen Betrieben und auf die Vereinigung der breitesten Arbeitermassen stützt, wird künftig in einer ähnlichen Situation unbesiegbar sein.

10.) Die größte, wertvollste Lehre des Hamburger Aufstandes ist die großartige Erfüllung der Rolle der Kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution. Die Kommunisten waren nicht in Worten, sondern in der Tat der Vortrupp, die Führung, der Wegweiser der Arbeiterklasse. Sie gaben der Bewegung ein klar umrissenes Ziel, ein genau formuliertes Programm: die Diktatur des Proletariats. In dieser Beziehung steht der Hamburger Kampf auf einer weit höheren Stufe als alle früheren Bewegungen. Die Märzaktion von 1921 z.B. hält keinen Vergleich mit dem Hamburger Aufstand aus. Nur weil die Partei die Führung des Kampfes fest in den Händen hatte, wurde von den Hamburger Revolutionären zum ersten Male in Westeuropa die Marx-Engelssche Lehre begriffen und verwirklicht, daß „der Aufstand eine Kunst und daß die größte Hauptregel dieser Kunst die mit verwegener Kühnheit und größter Entschlossenheit geführte Offensive ist.“

Das sind die wichtigsten Lehren des Hamburger Aufstandes. Das grausame Lehrgeld, das wir für sie zahlten, waren der Tod und die Einkerkerung unserer Besten. Und dennoch: Diese Opfer werden sich hundertfach lohnen.
PolizeiPolizei verhaftet am 1. Mai 1929 einen jungen Arbeiter

(…) Analysiert man die Weltlage und die konkrete Situation in Deutschland, so ist es für jeden ernsthaften Menschen klar, daß die gegenwärtige „Atempause“ nicht lange dauern wird. Wir müssen sie gut ausnutzen, um zu lernen, unsere Kräfte zu erweitern, uns und die Arbeiterklasse zu schulen, uns und die Arbeiterklasse politisch und organisatorisch vorzubereiten auf die neuen Hamburger Tage, die in allen Städten Deutschlands eine gewaltige Wiederkehr erleben werden. Gerade in der jetzigen Periode des geduldigen Kleinkampfes, der zähen, langsam wachsenden Teilbewegungen dürfen wir keine Minute die Bedeutung und die Lehren des Hamburger Aufstandes vergessen.

Unsere Partei vollzieht eine entscheidende Umstellung von der Spitze bis in die unterste Tiefe. Sie merzt den scheinrevolutionären, wortradikalen Geist aus. Sie beseitigt die Reste des Sektierertums, der Massenverachtung in ihren eigenen Reihen. Sie ändert ihre Taktik, um sich noch fester, noch enger mit den sozialdemokratischen Arbeitern, mit den Massen in den Gewerkschaften und in den Betrieben zu verbinden. Sie geht an die völlige Umgestaltung ihrer organisatorischen Grundlagen heran. Sie arbeitet an der Schaffung eines großen linken Flügels in der Arbeiterbewegung.

Zur Erfüllung dieser Aufgaben brauchen wir vor allem die geduldige, mühselige, hartnäckige Tagesarbeit. Bedeutet das, die Politik des Hamburger Aufstandes zu verlassen? Nein! Wenn wir sie verlieren, sind wir verloren. Durch den Übergang zur Politik der Massengewinnung und der Massenführung schmieden wir die Klassenbasis für einen anderen Hamburger Aufstand von ungleich größerem Ausmaß, von viel weiterer Tragweite, von noch tieferer historischer Bedeutung, als es der erste war.

Mehr denn je muß in dieser Periode jeder deutsche Kommunist, jedes Parteimitglied, jedes Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, jeder revolutionäre Arbeiter stets und unverrückbar das Bild des Hamburger Oktoberkämpfers vor Augen haben: kaltblütig, todesverachtend, der Sache der Arbeiterklasse grenzenlos ergeben, das Gewehr in der Hand, vor sich die Barrikade, zum Empfang des Feindes bereit und den Blick auf ein einziges Ziel gerichtet, auf das größte, stolzeste Ziel, das es für einen Kommunisten gibt: die Diktatur des Proletariats.

Nachbemerkung:
Am 10. Oktober 1923 war es in Sachsen und am 16.Oktober 1923 in Thüringen gelungen, auf verfassungsmäßiger Grundlage Arbeiterregierungen aus linken Sozialdemokraten und Kommunisten zu bilden. Arbeiter in ganz Deutschland begrüßten diesen Schritt. Diese Ereignisse verunsicherten die Monopolherren, Bankiers, Großgrundbesitzer, Militärs und reaktionären Politiker. Der Reichspräsident erließ daraufhin Notverordnungen und stimmte mit der Reichswehr Maßnahmen ab, um die sächsischen und thüringischen Landesregierungen schnellstmöglich abzusetzen. Angesichts des unmittelbar bevorstehenden bewaffneten Angriffs gegen die Arbeiterregierungen beschloß die KPD, Forderungen verschiedener Arbeiterversammlungen nach dem Generalstreik aufzugreifen und in ganz Deutschland den bewaffneten Aufstand auszulösen, um so die Regierungen in Thüringen und Sachsen zu verteidigen. Auf einer Konferenz der sächsischen Regierung lehnten die Sozialdemokraten diesen Vorschlag ab. Daraufhin ließ auch die KPD dieses Vorhaben fallen. In Unkennntis dieser Sachlage begannen Kommunisten entsprechend dem zuvor gefaßten Parteibeschluß am 23. Oktober 1923 in Hamburg den bewaffneten Aufstand. Die politische Leitung lag damals in den Händen von Ernst Thälmann. (vgl. Lehrbuch für die Klasse 9, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin, 1988, S.46f.)

Siehe auch: Fiete Schulze – ein Held unserer Zeit

Die Eigenschaften des Verstandes

Nicht immer ist der menschliche Verstand in der Lage, die vorliegende Situation richtig einzuschätzen, um danach auch für sich die richtigen Entscheidungen treffen zu können und richtig zu handeln. Ohne klare Prinzipien ist das so gut wie unmöglich. Im Jahre 1951 erschien in Moskau ein interessantes Lehrbuch. Darin heißt es:

Voraussetzung für die erfolgreiche Lösung einer jeden Aufgabe ist das Vorhandensein der nötigen Kenntnisse. (…) Aber das Vorhandensein von Kenntnissen allein genügt nicht. Es ist noch das Können notwendig, diese Kenntnisse in dem Augenblick, wo es nötig ist, bereitzustellen und anzuwenden. Man kann das Kapitel über Elektrizität in einem Lehrbuch der Physik sehr gut kennen und trotzdem bei der Lösung einer Aufgabe, wie sie in unserem Beispiel gestellt ist, völlig hilflos sein. Das Vorhandensein von Kenntnissen und das Können, sie zu beherrschen, sind die notwendigen Voraussetzungen für produktive Denkarbeit und für die Entwicklung des Verstandes.

Die Eigenschaften des Verstandes

Wenn man nach einer Entwicklung und Erziehung des Verstandes strebt, muß man seine einzelnen Eigenschaften in Betracht ziehen. Die wichtigsten von ihnen sind folgende:

1. Die Kritikfähigkeit des Verstandes, das heißt das Können, Denkarbeit genau zu beurteilen, alle Argumente für und gegen aufgestellte Hypothesen abzuwägen und diese Hypothesen einer allseitigen Kritik zu unterziehen. Ein Mensch mit unkritischem Verstand ist geneigt, die erste ihm in den Kopf gekommene Lösung einer Aufgabe als die endgültige zu betrachten. Der Gradmesser für die Kritikfähigkeit ist das Können, die eigenen Mutmaßungen als Hypothesen anzusehen, die der Prüfung bedürfen, und diejenigen von ihnen zu verwerfen, die dieser Prüfung nicht standgehalten haben. Ein weiteres Merkmal ist das Können, begonnene Handlungen aufzugeben, wenn es sich herausgestellt hat, daß sie nicht den Vorbedingungen und den Anforderungen der Aufgabe entsprechen. Ein kritischer Verstand ist ein disziplinierter, „strenger“ Verstand. Menschen mit lebhafter und reicher Einbildungskraft müssen besonders darum besorgt sein, sich zu wahrer Kritik zu erziehen. Eine reiche Einbildungskraft in Verbindung mit strengem und diszipliniertem Denken bildet die Grundlage für die schöpferische Tätigkeit. Einbildungskraft, die nicht durch kritischen Verstand diszipliniert ist, kann den Menschen zu einem Phantasten machen, der unerfüllbaren Projekten und unausführbaren Plänen lebt.

2. Die Wendigkeit des Verstandes, unter der man das Freisein des Denkens von vorgefaßten Mutmaßungen und schablonenhaften Lösungsmethoden versteht und die Fähigkeit, bei Veränderung der Lage und der Vorbedingungen für eine Aufgabe neue Lösungen zu finden. Wendigkeit des Verstandes drückt sich nicht nur im Freisein von dem versklavenden Einfluß schablonenmäßiger Methoden aus, sondern auch in dem Können, die Lösungsversuche mannigfaltig zu gestalten und fehlerhafte Versuche nicht zu wiederholen. Viele Menschen werden mit der Lösung von Aufgaben vor allen Dingen deswegen schlecht fertig, weil sie auf der Suche nach einer Lösung immer wieder zu einer Methode zurückkehren, die ihnen als erste in den Sinn kam, obwohl sie sich jedesmal davon überzeugt haben, daß diese Methode zu nichts führt. Hier tritt eine eigenartige „Trägheit“ des Denkens in Erscheinung. Der Mensch versteht nicht, sein Denkvermögen von dem Wege abzubringen, den es einmal eingeschlagen hat.

3. Die Weite des Denkens, die sich in dem Können äußert, jede Frage im ganzen zu erfassen und gleichzeitig alle für die Sache wesentlichen Einzelheiten zu behalten. Die erfolgreiche Lösung einer komplizierten Aufgabe hängt immer davon ab, inwieweit es gelingt, gleichzeitig alle Gegebenheiten dieser Aufgabe denkend zu erfassen, und, wenn man von der einen Gruppe von Gegebenheiten ausgeht, zugleich die Anforderungen, Vorbedingungen und Einschränkungen zu behalten, die aus den anderen Gegebenheiten hervorgehen. Ein beträchtlicher Teil der Schwierigkeiten und Fehler, die man beim Lösen komplizierter mathematischer Aufgaben beobachtet, wird namentlich dadurch bestimmt, daß nicht alle Gegebenheiten einer Aufgabe sofort erfaßt werden.

Weite des Denkens zeichnet die großen Staatsmänner und militärischen Führer ebenso wie die aus. Alle Personen, die in die Lage kommen, sich mit dem Genossen Stalin zu unterhalten oder seine Arbeit zu beobachten, sind über dessen außerordentliche Fähigkeit erstaunt, bei der Lösung komplizierter Fragen in die kleinsten, aber für die Sache wesentlichen Details einzudringen. „Wenn in Sitzungen irgendeine verwickelte Frage besprochen wird, hört Genosse Stalin mit intensiver Aufmerksamkeit die Meinung der einfachen Arbeiter an, die sich über die kleinsten Einzelheiten ihrer Arbeit unterhalten. Auf die Details und spezifischen Besonderheiten richtet Genosse Stalin immer besondere Aufmerksamkeit“ (Held der Sowjetunion, Jurmaschew), „Stalin stellte mir so streng fachmännische Fragen hinsichtlich der Konstruktion, daß ich häufig lange nachdenken mußte, denn ich wollte … nur wohlerwogene, präzise Auskünfte geben … Woher hat er, der doch mit wichtigen Staatsangelegenheiten beschäftigt ist, eine genaue Kenntnis vom Flugzeugbau und Flugwesen?“ [1]

4. Die Geschwindigkeit des Denkens. Die verschiedenen Arten von Tätigkeit stellen in bezug auf die Geschwindigkeit bei der Lösung von geistigen Aufgaben verschiedene Anforderungen. Es genügt, in dieser Hinsicht die Arbeit des Gelehrten und des Feldherrn zu vergleichen. (…) Die Verbindung außerordentlicher Schnelligkeit des Denkens mit weiser Besonnenheit bei der Lösung komplizierter Fragen zeichnete Lenin aus. Genosse Stalin sprach von dem genialen Scharfblick Lenins, von „der Fähigkeit, den inneren Sinn der herannahenden Ereignisse rasch zu erfassen und zu enträtseln“ [2], und davon, daß er weise und „bei der Entscheidung komplizierter Fragen, bei der allseitige Orientierung und allseitige Erwägung aller Für und Wider nötig war“ [3], nicht überstürzt handelte.

[1] G.Baidukow, Held der Sowjetunion: Ich habe Stalin gesehen. In: Begegnungen mit Genossen Stalin. Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1940, S.132.
[2] J.W.Stalin: Über Lenin. SWA-Verlag, Berlin, S.51.
[3] ebenda, S. 82.

Quelle:
B.M.Teplow, Psychologie, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin, 1957. S.139-141.
teplov
Boris Michailowitsch Teplow (1896-1965)

Lenin – Genius der Revolution

Lenin im DorfIn seiner Rede auf einem Gedenkabend der Kremlkursanten am 28. Januar 1924 charakterisierte Stalin die Eigenschaften Lenins wie folgt:

BESCHEIDENHEIT

Es gilt als ausgemacht, daß ein „großer Mann“ sich gewöhnlich zu den Versammlungen verspätet, so daß die Versammlungsteilnehmer klopfenden Herzens auf sein Erscheinen warten, wobei vor dem Erscheinen des „großen Mannes“ ein Raunen durch die Reihen der Versammlungsteilnehmer geht: „Pst…Ruhe… er kommt.“ Diese Zeremonie schien mir nicht überflüssig, denn sie imponiert, flößt Achtung ein. Wie groß war aber meine Enttäuschung, als ich erfuhr, daß Lenin schon vor den Delegierten zur Versammlung gekommen war und in irgendeiner Ecke schlicht und einfach ein Gespräch führte, ein ganz gewöhnliches Gespräch mit ganz gewöhnlichen Konferenzdelegierten. Ich verhehle nicht, daß mir dies damals als eine gewisse Verletzung gewisser notwendiger Regeln erschien. Erst später begriff ich, daß diese Schlichtheit und Bescheidenheit Lenins, dieses Bestreben, unbemerkt zu bleiben oder jedenfalls nicht aufzufallen und seine hohe Stellung nicht hervorzukehren – daß dieser Zug eine der stärksten Seiten Lenins ist, dieses neuen Führers neuer Massen, der einfachen und gewöhnlichen Massen der „untersten“ Schichten der Menschheit.

KRAFT DER LOGIK

Ausgezeichnet waren zwei Reden Lenins, die er auf dieser Konferenz (1905 in Tammersfort/Finnland, N.G.) hielt: über die gegenwärtige Lage und über die Agrarfrage. Leider sind sie nicht erhalten geblieben. Es waren zündende Reden, die die ganze Konferenz in stürmische Begeisterung versetzten. Die ungewöhnliche Überzeugungskraft, die Einfachheit und Klarheit der Beweisführung, die kurzen und allgemeinverständlichen Sätze, das Fehlen jeder Pose, das Fehlen aller auf Eindruck berechneten schwindelerregenden Gesten und effektvollen Phrasen – all das unterschied Lenins Reden vorteilhaft von den Reden gewöhnlicher „Parlamentsredner“. Aber mich fesselte damals nicht diese Seite der Reden Lenins. Mich fesselte jene unüberwindliche Kraft der Logik in Lenins Reden, die zwar ein wenig trocken ist, dafür aber die Zuhörerschaft völlig in ihren Bann zieht, sie allmählich elektrisiert und sie dann, wie man zu sagen pflegt, restlos gefangennimmt. (…) Ich glaube, daß diese Besonderheit der Reden Lenins die stärkste Seite seiner Rednerkunst ist.

KEIN LAMENTIEREN

(…) Ich entsinne mich, wie wir bolschewistischen Delegierten, eng zusammengedrängt, auf Lenin blickten und ihn um Rat fragten. Die Äußerungen mancher Delegierten verrieten Müdigkeit, Niedergeschlagenheit. Ich erinnere mich, wie Lenin als Antwort auf solche Reden bissig durch die Zähne hervorstieß: „Lamentieren Sie nicht, Genossen, wir werden sicher siegen, denn wir haben recht.“ Haß gegen lamentierende Intellektuelle, Glauben an die eigenen Kräfte, Glauben an den Sieg – darüber sprach damals Lenin mit uns. Man fühlte, die Niederlage der Bolschewiki ist nur vorübergehend, die Bolschewiki müssen in nächster Zukunft siegen. „Nicht lamentieren im Fall einer Niederlage“ – das ist gerade jene Besonderheit in Lenins Wirken, die ihm half, eine grenzenlos ergebene und auf ihre Kräfte vertrauende Armee um sich zusammenzuschweißen.

KEINE ÜBERHEBLICHKEIT

(…) Der Sieg pflegt manchen Führern zu Kopf zu steigen, sie hochmütig und überheblich zu machen. Meist beginnen sie in solchen Fällen den Sieg zu feiern, auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Lenin aber glich solchen Führern nicht im geringsten. Im Gegenteil, gerade nach dem Sieg wurde er besonders wachsam und vorsichtig. Ich erinnere mich, wie Lenin damals den Delegierten nachdrücklich auseinandersetzte: „Erstens darf man sich vom Sieg nicht berauschen lassen und überheblich werden, zweitens muß man den Sieg verankern; drittens muß man den Gegner vernichten, denn er ist nur geschlagen, aber bei weitem noch nicht vernichtet.“ Mit beißendem Spott überschüttete er die Delegierten, die leichtsinnig versicherten: „Von nun an ist es aus mit den Menschewiki.“ Es war ihm ein leichtes zu beweisen, daß die Menschewiki noch immer in der Arbeiterbewegung wurzeln haben, daß man sie geschickt bekämpfen muß, wobei man die Überschätzung der eigenen Kräfte und besonders die Unterschätzung der Kräfte des Gegners auf jede Weise zu vermeiden hat. (…)

PRINZIPIENFESTIGKEIT

Parteiführer müssen die Meinung der Mehrheit ihrer Partei achten. Die Mehrheit ist eine Macht, mit der der Führer rechnen muß. Lenin verstand das nicht schlechter als jeder andere Parteiführer. Aber Lenin wurde niemals zum Gefangenen der Mehrheit, besonders, wenn diese Mehrheit keine prinzipielle Basis hatte. Es gab Momente in der Geschichte unserer Partei, da die Meinung der Mehrheit oder die Augenblicksinteressen der Partei mit den Grundinteressen des Proletariats in Konflikt gerieten. In solchen Fällen trat Lenin ohne Bedenken entschlossen für die Prinzipientreue ein und wandte sich gegen die Mehrheit der Partei. Mehr noch, er scheute sich nicht, in solchen Fällen buchstäblich einer gegen alle aufzutreten, wobei er davon ausging – wie er oft sagte –, daß „prinzipienfeste Politik die einzig richtige Politik ist“. (…)

GLAUBE AN DIE MASSEN

Theoretiker und Parteiführer, die die Geschichte der Völker kennen, die die Geschichte der Revolutionen von Anfang bis Ende studiert haben, sind zuweilen von einer peinlichen Krankheit befallen. Diese Krankheit heißt Scheu vor den Massen, Unglaube an die schöpferischen Fähigkeiten der Massen. Auf diesem Boden entsteht manchmal ein gewisser Aristokratismus der Führer den Massen gegenüber, die zwar in der Geschichte der Revolutionen nicht bewandert, aber berufen sind, das Alte niederzureißen und das Neue aufzubauen. Die Furcht, daß das spontane Element entfesselt werden könnte, daß die Massen „allzuviel zerstören“ könnten, der Wunsch, die Rolle eines Schulmeisters zu spielen, der die Massen nach Büchern zu lehren sucht, aber nicht von den Massen lernen will – das ist die Grundlage dieser Art von Aristokratismus.

Lenin war das gerade Gegenteil solcher Führer. Ich kenne keinen anderen Revolutionär, der so fest an die schöpferischen Kräfte des Proletariats und an die revolutionäre Zweckmäßigkeit des proletarischen Klasseninstinkts geglaubt hätte wie Lenin. Ich kenne keinen anderen Revolutionär, der so schonungslos die selbstgefälligen Kritiker des „Chaos der Revolution“ (…) zu geißeln verstanden hätte wie Lenin. Ich erinnere mich, wie Lenin während eines Gesprächs auf die Äußerung eines Genossen, daß „nach der Revolution die normale Ordnung wiederhergestellt werden muߓ, sarkastisch bemerkte: „Es ist schlimm, wenn Menschen, die Revolutionäre sein wollen, vergessen, daß die normalste Ordnung in der Geschichte die Ordnung der Revolution ist.“

Daher Lenins Geringschätzung gegen alle diejenigen, die auf die Massen von oben herabsahen und sie nach Büchern lehren wollten. Daher Lenins unermüdliche Mahnung: Von den Massen lernen, den Sinn ihres Handelns erfassen, die praktische Erfahrung des Kampfes der Massen sorgfältig studieren. Glaube an die schöpferischen Kräfte der Massen – das ist gerade jene Besonderheit im Wirken Lenins, die es ihm ermöglichte, das Walten des spontanen Elements zu erfassen und seine Bewegung in die Bahn der proletarischen Revolution zu leiten. (…)

Quelle:
J. Stalin, Werke, Dietz Verlag Berlin, 1952, Bd.6, S.47-57

Siehe auch:
Lunatscharski: Über Lenin

Was ist ein Revolutionär?

ArbeiterStreikende Arbeiter

Unter Revolution versteht man „den einfachen Sturz einer Regierung, der das Ergebnis einer kurzen Straßenschlacht sein kann. Das ist der engere Sinn des Wortes. Der weitere umfaßt den ganzen Entwicklungsprozeß eines neuen Gesellschaftsorganismus, der sich die entsprechende Staatsform zu schaffen hat.“ [1] (W.Liebknecht)

Nicht jeder, der heute von sich behauptet, ein Revolutionär zu sein, ist tatsächlich einer, und schon gar nicht jeder ist auch gleich ein Kommunist. Wer nur rrrrevolutionäre Sprüche klopft und lauthals die Abschaffung des Kapitalismus fordert, um anschließend wieder in seine vorgewärmten Pantoffeln zu schlüpfen, der wird wohl kaum zu revolutionären Taten fähig sein. Lenin schrieb 1913 seinen „Notizen eines Publizisten“:

„Ein Revolutionär ist der, der die Massen lehrt, auf revolutionäre Art zu kämpfen.“ [2]

Doch es gehört noch mehr dazu. Im Wörterbuch zur sozialistischen Jugendpolitik finden wir:
„Ein Revolutionär ist ein unbeugsamer Verfechter der Ziele der Revolution, der seine ganze Persönlichkeit uneigennützig in den Dienst der revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Fortschritts stellt. Er tritt leidenschaftlich für die sich aus der gesetzmäßigen Entwicklung der Gesellschaft ergebenden revolutionären Ziele in der jeweiligen Epoche ein und handelt in Übereinstimmung historischen Prozeß. Jede historische Entwicklungsetappe bringt Revolutionäre hervor und stellt objektive neue Anforderungen an sie.

Kommunisten sind die konsequentesten Revolutionäre

In der Klassengesellschaft ist erfolgreiches revolutionäres Wirken nur durch einen festen Klassenstandpunkt und durch leidenschaftliches Eintreten für die Ziele und Interessen der revolutionären Klasse möglich. Die Kommunisten sind die konsequentesten Revolutionäre, weil sie mit einer wissenschaftlichen Gesellschafts- und Revolutionstheorie ausgerüstet sind, damit Einblick in die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung haben und die Massen zu führen in der Lage sind; als der revolutionärste Teil der Arbeiterklasse vertreten sie zugleich die Interessen aller Werktätigen des eigenen Landes und als proletarische Internationalisten (proletarischer Internationalismus) treiben sie den revolutionären Weltprozeß voran.

Wer ist ein Revolutionär?

Revolutionäre Kämpfer, die ihre gesamte Tätigkeit legal und illegal der Organisierung, der unmittelbaren Vorbereitung der Massen auf die sozialistische Revolution sowie dem Aufbau und der Verteidigung des Sozialismus widmen, nennt Lenin Berufs-Revolutionäre. Der Begriff Revolutionär ist jedoch keinesfalls an eine berufliche Tätigkeit in der marxistisch-leninistischen Partei, in der, Organen des sozialistische Staates oder in den gesellschaftlichen Massenorganisationen gebunden. Auch kann die Ausübung einer gesellschaftlichen Funktion mit dem Begriff Revolutionär nicht ohne weiteres gleichgesetzt werden.

Was sind die Eigenschaften eines Revolutionärs?

Revolutionäre zeichnen sich unabhängig von ihrer beruflichen Tätigkeit und ihrer gesellschaftlichen Stellung durch bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen aus. Das sind heute vor allem: feste Überzeugung von der Unbesiegbarkeit des Sozialismus, unbedingte Treue zur Sache der internationalen Arbeiterklasse und zum Marxismus-Leninismus, tiefe Liebe zum Volk und Volksverbundenheit; vorbehaltloses Eintreten für die enge brüderliche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten, internationale Solidarität, Standhaftigkeit und Wachsamkeit gegenüber dem Klassenfeind, Unterordnung der persönlichen Interessen unter die der sozialistischen Revolution, Opferbereitschaft, mutiger und selbstloser Einsatz für die revolutionären Ziele und Aufgaben, kompromißloser Kampf um die Durchsetzung des Neuen, hohe gesellschaftliche Aktivität, revolutionäre Disziplin und Bescheidenheit. Revolutionäre sind zum Einsatz aller Kampfmittel und zur Ausnutzung aller Kampfformen bereit, wenn es der revolutionären Bewegung dient. Sie scheuen sich nicht, ihr Leben für die Revolution und den Schutz der Revolution einzusetzen. Das bedeutet jedoch nicht, daß Revolutionäre leichtsinnig mit ihrem eigenen Leben, mit dem Leben anderer umgehen oder es sinnlos als Märtyrer hingeben.
asalto palacio inviernoSturm auf das Winterpalais (1917)

Revolutionär oder Revoluzzer?

Nicht jeder, der sich Revolutionär nennt oder vorgibt, im Namen der Revolution zu sprechen und zu handeln, ist ein Revolutionär Die internationale revolutionäre Arbeiterbewegung kennt zahlreiche Beispiele dafür, daß jedes linksradikale – oft als revolutionär ausgewiesene – oder rechtsopportunistische Abweichen vom Marxismus-Leninismus – auch wenn es als revolutionäres Handeln deklariert wird – objektiv der Sache der sozialistischen Revolution, der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung schadet und alle Verfechter reformistischer oder pseudorevolutionärer Ideen gewollt oder ungewollt in das Lager der Reaktion führt.

Gab es in der in der DDR Revolutionäre?

In der sozialistischen Gesellschaft wird die Jugend unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei in revolutionärem Geist erzogen. Das zeigte sich im selbstlosen Einsatz der Jugendlichen für große Jugendobjekte, z.B. bei der Neulandgewinnung durch den Komsomol, dem Bau der Talsperre Sosa oder dem Bau der Erdgasleitung Orenburg. Das wurde auch deutlich in der Neuerertätigkeit, z.B. in den Erfolgen der Messen der Meister von morgen usw. Die Jugend der DDR hatte vor allem durch die Bewegung zur Bewahrung der revolutionären Traditionen der Arbeiterklasse in der FD] die Möglichkeit, Einblick in das Leben und den Kampf großer Revolutionäre zu nehmen, sich die Erfahrungen der revolutionären Kämpfer der Vergangenheit anzueignen.“ [3]

Quelle:
[1] Wilhelm Liebknecht, Kleine politische Schriften, Reclam Verlag Leipzig, 1976, S.15.
[2] W.I.Lenin, März-Dezember 1913, Dietz Verlag, Berlin, 1962, Werke, Bd.19, S.221.
[3] Wörterbuch zur sozialistischen Jugendpolitik, Dietz Verlag, Berlin, 1975, S.223f.
(Text redaktionell bearbeitet und leicht gekürzt.)

Einige bekannte Beispiele:
Karl Marx und Friedrich Engels waren Revolutionäre.
August Bebel, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht,
Klara Zetkin waren Revolutionäre.
Lenin war ein Revolutionär.
Thälmann war ein Revolutionär.
Stalin war ein Revolutionär.

Siehe auch:
Was versteht man unter einer Revolution?
M.W.Frunse: Über Strategie und Taktik der Revolution